Sabine Kuegler - Dschungelkind  

Freitag, 5. Dezember 2008

Und wieder mal ein kleiner Buchtipp für euch.
Dieses Buch hat mich schon lange gereizt, da ich da eine etwas persönliche Beziehung zu aufbauen kann.
Es gilt ja schon als Weltbestseller und durch Hören und Sagen war mir der Inhalt nun schon so grob bekannt.
Da ich selber fast 7 Jahre meiner Kindheit und Jugend in Afrika verbracht habe, hat es mich sehr interessiert die Geschichte einer anderen Person zu lesen, die ebenfalls im Ausland aufgewachsen ist.
Obwohl man das absolut nicht vergleichen kann, denn da hatten wir schon einen etwas besseren Lebensstandard.
Wobei ja noch abzuwägen ist, was wirklich besser ist …


*~*~*Die Optik*~*~*
Bei meiner Ausgabe handelt es sich um eine Taschenbuchausgabe, welche ich im Karstadt erstanden habe.
Auf dem Cover sieht man das Gesicht einer jungen Frau und davor zwei kleine Holzspieße.
Sonst nichts.
Aber das reicht, denn meiner Meinung nach drückt dieses Cover unheimlich viel aus, wenn man das Buch gelesen hat.
Die Rückseite ist komplett grün und die Großaufnahme eines Blattes.
Man sieht neben dem Rückentext aber auch ein kleines Foto.
Dieses Cover gefällt mir sehr gut, da es einen Unterschied zu einem Roman, Krimi,… darstellt.
Man erkennt sofort, dass es sich um einen Erlebnisbericht handelt, und nicht um eine Fantasiegeschichte.
Sehr natürlich aber aussagekräftig!


*~*~*Der Preis und Umfang*~*~*
Gekostet hat das Taschenbuch mit seinen 345 Seiten 8,95€.
Das Buch hat mehrere Kapitel, die aber nicht durchnummeriert sind.
Alle haben einen eigenen Titel, der schon ein wenig auf den Inhalt schließen lässt.
Die Kapitel sind teilweise relativ lang, lassen sich aber sehr flott lesen, da sie mit Bildern, Karten, Zeichnungen, usw. ausgestattet sind.

*~*~*Der Herausgeber*~*~*
Erschienen ist das Taschenbuch 2006 im Knaur Taschenbuchverlag.
http://www.knaur.de/
ISBN: 978-3-426-77873-9

*~*~*Die Autorin*~*~*
„Geboren 1972 in Nepal, kam Sabine Kuegler mit fünf Jahren in den Dschungel von West-Papua, wo ihre Eltern, deutsche Sprachwissenschaftler und Missionare, einen neuen Wirkungskreis gefunden hatten.
Zusammen mit ihren beiden Geschwistern verlebte sie dort ihre Kindheit und Jugend fernab der Zivilisation.
Mit 17 Jahren kehrte Sabine Kuegler nach Europa zurück.
Sie studierte Wirtschaft, arbeitete im Hotelfach und in der Marktforschung und bekam vier Kinder.“
(Infos aus dem Buch selber)

*~*~*Kurzinhalt Buchrücken*~*~*
Was uns unvorstellbar erscheint – Sabine Kuegler hat es erlebt:
Als Tochter deutscher Forscher verbrachte sie ihre Kindheit mitten im Dschungel von West-Papua, bei einem vergessenen Stamm von Kannibalen.
Bis sie siebzehn war, kannte sie keine Autos, kein Fernsehen und keine Geschäfte.
Sie spielte nicht mit Puppen, sondern schwamm mit Krokodilen im Fluss – und erlebte schon früh die alten Rituale des Tötens.
Die Natur war ihr Spielplatz, der Dschungel ihre Heimat, der Himmel ihr Dach.
Heute, nach Jahren in Europa, ist ihre Seele gefangen zwischen zwei Kulturen.
Sabine Kuegler weiß, dass sie zurückkehren muss – zurück in eine Welt, die für viele nicht mehr existiert.


*~*~*Inhalt*~*~*
Sabine Kuegler lebt von Kind an in einer anderen Welt.
Im Ausland als Kind deutscher Eltern geboren und dann als kleines Kind in den Dschungel.
Ein Leben, dass sich viele nicht vorstellen können, aber erträumen.
Sabines Eltern gehen als deutsche Wissenschaftler in den Dschungel von West-Papua, um dort einen neuen Stamm zu erforschen.
Ein Stamm, der bisher keine Berührung mit der Zivilisation hatte, und der noch kannibalische Riten vollzieht.
Als deutsche Familie werden die Kueglers nicht angerührt, aber gerade zu Beginn misstrauisch betrachtet und behandelt.
Doch im Laufe der Zeit gewinnen die Deutschen das Vertrauen der Eingeborenen und tauchen immer mehr in die Welt der „Wilden“ ein.
Während die Eltern versuchen durch diverse Unterrichtseinheit den Kindern etwas weltliches Wissen und Verhalten zu vermitteln, genießen es die Kinder aber auch das Leben der Eingeborenen kennenzulernen und zu leben.
Sie lernen die Spiele der Eingeborenen, die Sprache, lernen zu jagen, zu tanzen, zu klettern, … einfach alles.
Doch das traumhafte Leben der Kinder hat auch dunkle Seiten.
Sie erleben blutige Kämpfe und Riten und die ganze Familie muss feststellen, dass sie die Eingeborenen erforschen können, ihnen Hilfestellungen geben können, sie aber nicht umerziehen können.
Und die Familie muss lernen, dass nichts von Dauer ist und dass sich Welt und Menschen verändern können …

*~*~*Leseprobe*~*~*
„Die Fayu saßen und standen sich in zwei Gruppen gegenüber, die Männer unseres Dorfes in der einen, die Unbekannten in der anderen.
Es war eindeutig, dass sie sich stritten, ihre feindlichen Mienen verrieten den Ernst der Lage.
Alle Männer hielten ihren Bogen in der einen Hand, einen Pfeil in der anderen.
Noch eine Stunde verging, die Atmosphäre war inzwischen zum Zerreißen gespannt.
Aus dem Reden wurde aggressives Schreien.
Kurz darauf rief Mama, wir sollten sofort ins Haus kommen, und wir beeilten uns, spürten, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
Papa kam nach uns ins Haus und verriegelte sofort die Tür hinter sich.
Christian und ich kletterten auf die Bank und schauten aus dem Fenster.
Jetzt standen alle Fayu aufrecht voreinander.
Ihre Stimmen hatten einen eigenartig hohen Klang.
Plötzlich veränderte sich die Atmosphäre von neuem – da war etwas, das ich nie zuvor oder jemals danach wieder gespürt habe.
Am besten kann ich es mit den Worten dunkel, schwer, bedrohlich beschreiben: Es war hell draußen, und doch schien sich eine unsichtbare Finsternis auszubreiten.
Ich schaute wieder hinaus, wo einzelne Männer begannen, mit den Füßen auf den Boden zu stampfen.
Sie drehten sich im Kreis, und aus ihrem Mund kam ein Wort, das sie stets wiederholten: Sie schrien: „Uwha, uwha, uwha“ … der Kriegsschrei!“
(S.106/107)

*~*~*Mein Fazit*~*~*
Ich möchte mein Fazit heute mal Teilen.
Auf der einen Seite möchte ich euch die Meinung zum Buch mitteilen, auf der anderen Seite meine persönliche Einstellung zu dem Thema.

Zum Buch …
Es ist mal etwas anderes.
Wenn man es mit einem Roman oder so vergleicht ist dieses Buch teilweise zu langweilig.
Sieht man es aber als Erfahrungsbericht, was es ja definitiv auch ist, zeigt dieses Buch unheimlich viele und interessante Facetten.
Ich kann nicht sagen, dass ich das alles total spannend, emotional, witzig, usw. gefunden habe.
Es war einfach nur interessant.
Man verfolgt das Leben der Kueglers im Dschungel.
Vom zaghaften Beginn bis zum schweren Ende.
Mich hat es als Leser total fasziniert von den Entwicklungen zu lesen.
Dazu kommt natürlich noch die Untermalung durch diverse Zeichnungen, Karten und natürlich auch Fotos.
Das unterstützt die Vorstellungen, die ich als Leser in meinem Kopf habe.
Der Schreibstil ist in meinen Augen sehr gelungen.
Man bekommt als Leser den Eindruck, dass Sabine neben einem sitzt und ihre Geschichte selber erzählt.
Das ist ja auch der Fall, aber ich hatte das Gefühl sie erzählt das alles nur mir.
Es ist ein sehr bildlicher und persönlicher Schreibstil, der an den Leser einiges an Emotionen übermittelt.
Ich spreche euch hier ganz klar meine Empfehlung aus und vergebe 5 Sterne, denn dieses Buch ist das Leben, und nicht eine schöngeredete Kitschgeschichte über Afrika.

Jetzt zum zweiten Teil – Meine persönlichen Gedanken zu dem Thema.
Es nervt mich tierisch, das es so unheimlich viele Bücher über das Leben in Afrika gibt.
Ein Großteil sind Romane, in denen es immer um ein Liebespaar in der Savanne oder unter Wilden geht.
Oder es sind Erfahrungsberichte, in welchen eine weiße Frau sich unsterblich in einen afrikanischen Krieger verliebt und uns diese Geschichte erzählen muss.
Das ist schon nicht mehr interessant, da es meiner Meinung nach die Realität verdreht.
Ja, in diesem Buch geht es nicht um ein Leben in Afrika, aber um das Leben im Ausland.
Ein Leben ohne Zivilisation.
Und diverse Bücher spiegeln meiner Meinung nach diese Leben falsch wieder.
Noch schlimmer sind die Leute, die unbedingt ins Ausland wollen um etwas Gutes zu tun.
Sie reisen dann in Länder der dritten Welt für irgendwelche Organisationen und Krankenhäuser oder sonstiges und helfen.
Das ist kein Helfen … das ist: Seht mal, ich war in einer Missionarsstation in der Dritten Welt. Bekomme ich jetzt Bewunderung?
Ich möchte das jetzt nicht übertrieben schlecht reden, bitte nicht falsch verstehen.
Aber an diesen Stellen wird keine Hilfe benötigt.
Es handelt sich zwar um arme Gegenden, aber doch meist um Städte mit vorhandenen Einrichtungen.
Hilfe wird woanders mehr benötigt.

Ich bin 1991 selber mit meinen Eltern nach Nigeria gezogen und habe dort 6 Jahre verbracht.
Nigeria war zu der Zeit ein Land mit großer Armut, wenig Zivilisation und ohne Lebensstandard. Wir haben in einem Camp für deutsche Familien gewohnt und unsere Häuser waren aus Schiffscontainern gebaut.
Aber uns ging es gut.
Wir hatten nicht alles wie in Deutschland, aber uns wurde durch die Firma meines Vaters ein gutes Leben ermöglicht.

Doch dieses Land hat uns viele dunkle Seiten gezeigt.
Es gab viele Aufstände, Morde, Revolten, das Militär kam gewaltsam an die Regierung und auch in den Städten sah man vieles, an das man sich nicht erinnern möchte.
War man in der Stadt auf dem Markt konnte man sich vor Händen kaum retten.
Denn weiße Haut und blonde Haare waren damals noch besonders.
Jeder Verkäufer am Markt hat versucht uns alles zu zeigen.
Natürlich mit dem Hintergedanken etwas zu verkaufen.
Aber es kam eine gewisse Herzlichkeit herüber.
Dann gab es andere, die einem böse hinterher geschaut haben, Sachen geworfen haben oder die Deutschen teilweise auch überfallen haben.
Wir konnten frei leben, überall hingehen, aber man hat sich nie sicher gefühlt.

Und dann gab es das Leben im Busch.
Auf diversen Wanderungen durch den Busch sind wir auf diverse Stämme gestoßen.
Stämme, die teilweise Angst vor Weißen hatten, Stämme die kein Wort Englisch oder Französisch konnten.
Dort wurde noch Lehmtopf gegen erlegten Affen getauscht.
Die Leute haben in Lehmhütten gelebt und hatten keine Kleidung, keinen Strom, kein Wasser.
Und dieses Leben war erschütternd.
Dort sind Kinder mit Blähbäuchen, Würmern, vereiterten Wunden, …
Kinder sterben an einem gebrochenen Arm, an kleinen Schürfwunden, an Malaria, einfach den kleinsten Krankheiten.

Lange Rede kurzer Sinn: Da wird die Hilfe benötigt!
Saubere Krankenhäuser eingezäunt und bewacht in Südafrika … die haben genug Hilfe.
Die Leute im Dschungel brauchen Hilfe!
Die sterben noch heute wie die Fliegen und haben keine hohe Lebenserwartung.
Wer etwas Gutes tun möchte sollte dort helfen, sollte sein Geld nicht den großen Organisationen in den Hals stecken, sondern den richtigen Stellen.

Werft eure alten Kleider nicht in diverse Sammelcontainer.
Die Sachen landen im Ausland auf Märkten und die Leute müssen dafür noch zahlen.
Informiert euch lieber im Internet.
Es gibt Leute, die mehrfach im Jahr Touren ins Ausland machen und Container mit gespendeten Kleidern usw. mitnehmen.
Die fahren an die Orte, wo die Sachen benötigt und umsonst verteilt werden.
Es werden auch immer Leute gesucht, die solche Touren begleiten, was auch sehr interessant ist und hilft!

Es tut mir leid, wenn ich hier ein wenig chaotisch geschrieben habe, aber das lag mir jetzt am Herzen.
Ich möchte die Zeit nicht missen und mein damaliges Leben ist nicht mit dem Leben von Sabine Kuegler zu vergleichen.
Aber es sollte allen bewusst sein, dass das Aufwachsen und Leben im Ausland kein Abenteuer ist.
Es kann sehr schön sein, bringt aber auch immer dunkle Seiten mit sich.
Was wir gesehen haben, können sich andere gar nicht vorstellen und ich persönlich würde nicht mehr ins Ausland gehen und das auch keinem Empfehlen.
Aber das muss jeder selbst entscheiden und das Richtige für sich finden.

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